Larissa Holland (k)

Diplom Gestaltung
Prof. Gunter Reski

1. November 2019

»Ein Gemälde ist das Produkt einer Phantasie: des Malers. Es wendet sich an eine andere Phantasie: die des Betrachters.”1)« – André Masson (französischer Maler)

In meiner Malerei setze ich mich mit Landschaft in abstrahierter Form auseinander. Zu Beginn stehe ich vor meiner leeren Leinwand, ein Raum, der von vorherein schon mit Erwartungen besetzt ist. Ich habe nicht den Anspruch, diese leere Leinwand einfach nur zu füllen, sondern ihr eine Welt einzuschreiben. Sie mit Ausdruck zu besetzen, auf einer Gefühlsebene etwas zu vermitteln. Man steht vor diesem leeren Bild und hat schon die ersten Schritte und Abläufe im Kopf vollzogen. Meine Bilder funktionieren zumeist in Serien und nehmen Bezug aufeinander. Das eine Bild definiert sich über das andere. Die Bilder beziehen sich meist auf einen großen Gesamtzusammenhang von Kunstschaffungen.

Der Begriff des Prozesses ist für mich in meiner Arbeit von großer Bedeutung, denn ich würde nur sehr wenige meiner Bilder als wirklich fertig bezeichnen. In meiner Bildkomplexität gibt es kein Zentrum, nur einen Fluss der Dinge. Alle Farben sind hierarchisch auf einer Ebene. Wie in einem natürlichen Wachstum entsteht auf den Gemälden ein Geflecht, welches sich an manchen Stellen bündelt und sich an anderen wieder verflüchtigt. Die Bilder werden von mir immer wieder neu gesehen und dementsprechend verändert. In einer Parallelität werden alle Leinwände immer wieder unterschiedlichen schrittweisen Ergänzungen und Veränderungen unterzogen. In Schichten können Elemente weggenommen und wieder hinzugefügt werden. Es funktioniert vielleicht ein bisschen so wie ein Experiment oder eine Versuchsreihe, wenn es etwa so funktioniert, wie ich es mir vorgestellt habe, kann ich damit zufrieden sein; wenn ich an einen Punkt gelange, wo es nicht funktioniert, habe ich das Experiment nicht erfolgreich zu Ende gebracht. Ich setze ein nonverbales Verstehen von Kunst voraus. Das Geschehen der Welt soll intuitiv und unvoreingenommen erfasst werden. Die Betrachtende müssen die Bildwelt als solche anerkennen und sich vertrauensvoll auf sie einlassen.

 

Fotos: Laura Brichta

Wie baut sich eine Landschaft der Leere auf?

Diplom Theorie
Prof. Dr. Marc Ries

Die Frage, warum es das Streben nach Leere in der chinesischen Landschaftsmalerei gibt, ist ein wichtiger Teil meiner Diplomarbeit. Sie geht allen Möglichkeiten voraus und ist schwer einzugrenzen. Wenn sich ein chinesischer Künstler im 14. Jahrhundert sein ganzes Leben lang nur mit einer Landschaftssituation befasst: Was treibt ihn an? Wie steht die europäische Landschaftsmalerei der Renaissance im Gegensatz dazu? Wie ist die Beziehung zwischen der europäischen und der fernöstlichen Wahrnehmung?

In dem Versuch, das eigene Denkmilieu zu verlassen, habe ich mich auch eingehend mit dem Zen-Buddhismus befasst. Manche Dinge lassen schwer in den Begrifflichkeiten der Sprache ausdrücken, wie der Begriff der Leere im Sinne der buddhistischen Praxis. Im chinesischen Weltverständnis ist der Begriff des Weges, der sich der Welt anpasst und sich in einem ewigen Kreislauf befindet, ein zentrales Konzept. In diesem Denken ist die Leere (die Flachheit), die zurückweicht und sich situativ anpasst das Gegenstück zum abendländischen Verständnis des Wesens. Während sich im Zen-Buddhismus alles in einem immerwährenden Prozess befindet, geht das europäische Weltverständnis von einem festen Standpunkt in der Welt aus, der Weg, den ein Mensch beschreitet dient ihm zur Zielführung und hat einen konkreten Sinn.

Meine theoretische Diplomarbeit bot einen Ausgangspunkt für eine Selbstreflexion über meine eigene künstlerische Arbeit, um die westliche Kultur und damit meine eigene Prägung zu untersuchen.

Diplomnebenfach

Vordiplom

cv

2010 bis 2012
Gutenbergschule, Frankfurt am Main, (Fachhochschulreife)

2012 bis 2019
Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main Schwerpunkt Malerei

 

Ausstellungen

2015 Die Nacht der Museen Frankfurt, Benefizauktion „junge Kunst mit Zukunft“

2016 (VGHW) oder ähnlich, Galerie Dechanatstrasse Bremen
Syntax Display, HfG-Zollamt Galerie