Nikolas Brückmann, Yuriy Matveev (k)
Making Crises Visible
Diplom Gestaltung
Prof. Klaus Hesse
10. Mai 2019
Making Crises Visible ist ein interdisziplinäres Forschungs- und Ausstellungsprojekt zwischen Wissenschaft, Kunst und Design und entsteht in Kooperation zwischen dem Leibniz-Forschungsverbund »Krisen einer globalisierten Welt« und der HfG Offenbach.
Visuelle Identität des Projektes Making Crises Visible und das grafische Kommunikationskonzept sowie die Konzeption der Grafik der Ausstellung im Senckenberg Naturmuseum im Frühjahr 2020.
Diplom Theorie
Yuriy Matveev
Prof. Dr. Marc Ries
In der theoretischen Diplomarbeit werden am Beispiel des Klimawandels die Schwierigkeiten und Herausforderungen bei der Kommunikation wissenschaftlicher Informationen untersucht. Dabei soll es besonders um die psychologischen Aspekte gehen, welche viele Menschen davon abhalten, ihr Denken und Verhalten zu ändern, obwohl sie über die mit dem Klimawandel zusammenhängenden Probleme informiert sind und ihnen die Dringlichkeit ei-ner Verhaltensänderung oftmals auch bewusst ist. Aufbauend auf der Analyse dieser psychologischen Handlungs-Barrieren sollen Lösungsansätze abgeleitet werden sowie Projekte aus unterschiedlichen Bereichen wie z. B. Kunst, Produktdesign, Stadtplanung etc. betrachtet werden, welche zeigen, wie die Barrieren überwunden werden können.
Diplom Theorie
Nikolas Brückmann
Prof. Dr. Marc Ries
Making Crises Visible. Unter diesem Titel wird im Frühjahr 2020 eine Ausstellung zu dem gleichnamigen interdisziplinären Forschungsprojekt eröffnen.
Mit der folgenden Arbeit werde ich mich allen drei Aspekten, (1: »Making«) dem Machen, (2: »Crises») der Krise und (3: »Visible«) des Sichtbaren widmen. Dabei beschreibt der Titel, im Zusammenklang dieser Wörter, einen Vorgang der nahelegt, dass offenbar auf die Krise als etwas Nicht-Sichtbares hingewiesen werden muss. Dennoch scheint der Begriff der Krise aktuell sich als omnipräsente Schlagzeile größter Beliebtheit und Aufmerksamkeit zu erfreuen.
Zur Näherung an dieses ambivalente Verhältnis zwischen Sichtbar- und Unsichtbarkeit der Krise wird mir Ulrich Becks Konzept der »Risikogesellschaft« dienen. Dass diese dem Unsichtbaren der Krise verschrieben ist, wird die anschließende Ergänzung über die narrativen Aspekte des Krisenbegriffs zeigen. Die Reduktion von krisenhaften Situationen in der Krisenrhetorik gibt den Blick auf die Komplexität dieser Situationen frei, welche als »Wicked Problems« erkenntlich werden. Dass diese von Horst Rittel geprägte Idee auch als ein Handlungskonzept verstanden wird, führt zu systemischen Aspekten des Designs. Design wird als Disziplin der Problemlösung über den gesellschaftlichen Ansatz von Lucius Burckhardts Theorie weitergedacht und – folgt man dem Titel seiner These »Design ist unsichtbar« – scheint dabei selbst unsichtbar zu werden. Diese Vorstellung wird mit der ästhetischen Analyse des Designs von Daniel Martin Feige kontrastiert und erweitert, um der zentralen Frage nach dem Sichtbarmachen der Krise durch Design, einen Schritt näherzukommen.
Ergänzend werden Erkenntnisse und Impressionen aus dem Workshop, welcher als initiales Zusammentreffen von Wissenschaftlern des Verbunds, Ausstellungskuratoren und Studenten das Projekt eröffnet hat, in den Text verwoben um das Geschriebene in anderen Kontexten weiter zu reflektieren.
Neue Kommunikation
Diplomnebenfach
Prof. Klaus Hesse
Konzeption und Gestaltung einer Webseite für das Institut für Neue Kommunikation an der HfG Offenbach.
Webseite, 2013, Maße variabel
Vordiplom
Die Arbeit BePartOf ist unter der Betreuung von Prof. Heiner Blum aus dem Vordiplom der beiden Studenten der Visuellen Kommunikation an der HfG Offenbach, Nikolas Brückmann und Yuriy Matveev, hervorgegangen und in Zusammenarbeit mit Alexei Matveev realisiert worden. Die Installation wurde vom 18. Juni 2011 bis 8. Januar 2012 im Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe ausgestellt: »CAR CULTURE. Medien der Mobilität« mit Olafur Eliasson, Gabriel Orozco, Damián Ortega, Tobias Rehberger, Leo Schatzl, Wolf Vostell, Andy Warhol, Erwin Wurm, etc.
»Die im ZKM gezeigte Installation BePartOf versteht sich als Experiment, das einen Rahmen für globale Kommunikation schaffen und zugleich eine Möglichkeit bieten will, diese zu betrachten. In der Ausstellung wird eine virtuelle Zeichnung präsentiert. Diese Zeichnung wird über das Internet mit einer Applikation für Touch-Screen-Geräte angefertigt. Alle Nutzer_innen der Applikation zeichnen gemeinsam an einem Bild und können zwischen drei Ansichten wählen: »draw« ist die Ansicht »innerhalb des Bildes«, »watch« zeigt den Ausstellungsraum und »visit« schließlich eine Karten-Ansicht des Ausstellungsgebäudes.
Die Betrachter_innen im Ausstellungsraum werden mit einer Kamera erfasst, ihre Anzahl hat eine direkte Auswirkung auf das Bild: Je mehr Betrachter_innen davor stehen, desto bunter wird die entstehende Zeichnung. Tritt ein_e neuer_e Zeichner_in bei, verschiebt sich der Ausschnitt des Bildes.
Das theoretisch unendlich lange Bild dokumentiert die Chronologie der Kommunikation zwischen den verschiedenen Zeichner_innen und dem Ausstellungspublikum. Diese Chronologie birgt vielerlei Informationen: Zum einen direkt in den entstandenen Motiven und deren Farbigkeit, sowie der Dichte der Zeichnungen. Zum anderen indirekt über die Auswertung der einzelnen Zeichnungen, deren Entstehungs-Zeit und Herkunft und des damit verbundenen gesellschaftlichen Kontextes. Die Applikation ist kostenlos im Apple AppStore erhältlich.«
Die Installation besteht aus einem Bildschirm, welcher im Kontext einer Ausstellung gezeigt wird. Auf diesem Bildschirm werden Zeichnungen dargestellt. Diese werden über das Internet mit einer Applikation für Touch-Screen Geräte, z.B. Apple iPhone / iPad, angefertigt. Alle Teilnehmer_innen zeichnen dabei gemeinsam an dem auf dem Bildschirm dargestellten Bild. Sobald ein_e Teilnehmer_in die Applikation startet, verschiebt sich dieses Bild. Somit wird Platz für neue Zeichnungen geschaffen und alte werden verdrängt.
In der Ausstellung werden die Betrachter_innen der entstehenden Zeichnungen mit einer Kamera erfasst. Dabei hat die Anzahl dieser Betrachter_inne eine direkte Auswirkung auf die Farbigkeit der Linien der gerade zeichnenden Benutzer_innen: Je mehr Betrachter_innen vor dem Bildschirm stehen, desto bunter werden die Linien, die in diesem Moment entstehen. Somit erhalten die Zeichnenden eine Rückmeldung darüber, ob deren Zeichnungen gerade in der Ausstellung betrachtet werden und die Betrachtenden sehen eine Auswirkung ihrer Präsenz.
Zudem hinterlassen die verbleibenden Zeichnungen eine Information darüber, ob sie bei der Entstehung betrachtet wurden und somit potentiell interessant sind.
Diese Rückschlüsse provozieren eine Interaktion zwischen den Zeichnenden und den Betrachtenden. Um dies weiter zu begünstigen, wird in die Applikation sowohl Ton wie auch eine Webcam-Aufnahme der Installation und der sich davor befindenden Betrachtenden in Echtzeit übertragen. In einer weiteren Ansicht können die Benutzer_innen der Applikation erfahren, wo die Installation und somit ihre Zeichnungen ausgestellt werden.
Somit vollziehen die Benutzer_innen der Applikation innerhalb dieser drei Ansichten (»draw«, »watch« & »visit«) einen Weg: Beginnend »innerhalb des Bildes«, an dem sie mit anderen zeichnen können, über die Ansicht vor den Bildschirm und dessen Betrachter_innen, wo sie die Resonanz dieser beobachten können bis hin letztlich zu einer Karten-Ansicht, die den Blick von oben auf das Gebäude der Ausstellung ermöglicht und somit das Geschehen physisch und geografisch verortet.
Analog zur Farbveränderung der Zeichnungen hat die Präsenz der Betrachtenden auch Auswirkungen auf die Farbigkeit der Benutzeroberfläche der Applikation. Somit erwecken die Betrachter_innen in der Ausstellung die bei Abwesenheit der Zuschauer_innen schwarz-weiß gehaltene Applikation zum leben. Dies ermöglicht den Benutzer_innen zu jeder Zeit einen Rückschluss über Aktivitäten vor dem Bildschirm und fördert deren Reaktion auf die Betrachtenden. Zur weiteren Steigerung der Motivation können die Zeichnenden ihre Zeichnungen signieren und erhalten Informationen darüber, wie viele Sekunden sie das Interesse der Zuschauer_innen halten können. Des Weiteren sind Informationen wie z.B. Titel der Ausstellung/Internet-Adresse des Ausstellungsortes abrufbar.
Es soll untersucht werden, ob unter den geschilderten Bedingungen eine Kommunikation entsteht und wie diese durch diverse Parameter, wie z.B. Anwesenheit und Reaktion der Besucher_innen, aber auch Herkunft der Zeichner_innen oder Entstehungszeit der Zeichnungen, beeinflusst wird.
Stattfinden kann die Auswertung dieser Kommunikation innerhalb der Ausstellung über ein Touch-Interface und außerhalb des Ausstellungskontextes auf einer dafür eingerichteten Website: Das sich durch die beitretenden Benutzer_innen der Applikation stets erweiternde Bild kann dort betrachtet werden. An dem so entstehenden (sozusagen unendlich breiten) Streifen lässt sich über die Farbigkeit das Interesse der Betrachtenden, über die Anzahl der Zeichnungen die Aktivität der Zeichner_innen und über die Breite der Streifens, die Anzahl der teilnehmenden Benutzer_innen ablesen. Zudem ermöglicht eine Vielzahl an Informationen, die beim Zeichnen entstehen, weitere Auswertungen: Zeichnungen sind an Benutzende bzw. deren Gerät gekoppelt, so dass Zeichnungen einzelner Akteur_innen zusammengefasst werden können. Auch Zeitpunkt der Entstehung der Zeichnungen sowie die geografische Herkunft der Zeichner_innen, Anzahl der teilnehmenden Zeichner_innen und Betrachte_innen usw. können Gegenstand der Analyse sein.
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Nikolas Brückmann
Nikolas Brückmann, geboren 1983 in Rüsselsheim. Seit 2005 Studium an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach im Fachbereich Kunst (vormals Visuelle Kommunikation). Seit 2007 gemeinsame Arbeit mit Yuriy Matveev als freischaffender Künstler und Gestalter. Gemeinsam mit Prof. Klaus Hesse und Yuriy Matveev gründet er 2015 das Institut für Neue Kommunikation an der HfG Offenbach.
2012 Förderstipendium der Stadt Rüsselsheim. 2014/15 und 2018/19 als Lehrbeauftragter an der HfG Offenbach im Fachbereich Kunst/Bereich Konzeptionelle Gestaltung zu Grafikdesign und Interaktionsdesign. Seine Arbeiten in Zusammenarbeit mit Yuriy Matveev sind Bestandteil der Sammlung im Museum Kunst & Gewerbe Hamburg und wurden vielfach national und international Ausgezeichnet, u. a. mit dem Red Dot Best of the Best Design Award. Weitere Auszeichnungen u. a. beim Art Directors Club Germany, European Design Award, IF Award, Type Directors Club New York, 100 Beste Plakate.
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Yuriy Matveev
Yuriy Matveev, geboren 1985 in Lvov/Ukraine. Seit 2005 Studium an der Hochschule für Gestaltung Offenbach im Fachbereich Visuelle Kommunikation. Seit 2007 gemeinsame Arbeit mit Nikolas Brückmann als freischaffender Künstler und Gestalter. Gemeinsam mit Prof. Klaus Hesse und Nikolas Brückmann gründet er in 2015 das Institut für Neue Kommunikation an der HfG Offenbach.
2014/15 und 2018/19 als Lehrbeauftragter an der HfG Offenbach im Fachbereich Kunst im Bereich Konzeptionelle Gestaltung zu Grafikdesign und Interaktionsdesign. Seine Arbeiten in Zusammenarbeit mit Nikolas Brückmann sind Bestandteil der Sammlung im Museum Kunst & Gewerbe Hamburg und wurden vielfach national und international Ausgezeichnet, u. a. mit dem Red Dot Best of the Best Design Award. Weitere Auszeichnungen u. a. beim Art Directors Club Germany, European Design Award, IF Award, Type Directors Club New York, 100 Beste Plakate.